Gefühlt wäre eine Punkteteilung richtig gewesen, aber um im Fußball zu gewinnen, muss man bekanntlich mindestens ein Tor mehr als der Gegner erzielen und das ist heute nicht uns, sondern den gastgebenden Allerkickern gelungen.

Für ein Derby ging es recht verhalten los. Wir hatten zwar die erste richtig gute Gelegenheit durch Nils Koehle, doch dessen Abschluss in der 6. ging knapp links vorbei, aber die Trainer auf beiden Seiten hatten vermutlich die Devise ausgegeben, dem Gegner nicht ins offene Messer zu laufen. Folglich bekamen die zahlreichen Zuschauer ein diszipliniertes und von Taktik geprägtes Spiel der Kontrahenten zu sehen. Wer "Hurra-Fußball" erwartet hatte, sah sich getäuscht. Erfolgversprechende Angriffsversuche waren entsprechend selten, was sich auch an der Zahl der für das Kurzvideo nach Spielende verfügbaren Clips ablesen lässt: Beim Neetze-Spiel hatte ich 133-mal auf den Auslöser gedrückt, gegen Verden lediglich 100-mal! Dennoch war die Begegnung kein müder Spätsommerkick, die Akteure mühten sich redlich, hatten es aber auch mit motivierten und fußballerisch ebenbürtigen Gegnern zu tun.

Es war immerhin schon eine halbe Stunde auf der Uhr, als unseren Schlossparkkickern erstmals ein Grund zum Durchatmen geliefert wurde. Nach Ecke zeigte Dennis Hoins seine Klasse, indem er sich nicht vom Ball trennen ließ und dann auch noch eine saubere Flanke auf den Kopf eines Mitspielers zu stande brachte. Mit dessen Kopfball hatte unser Keeper, Joel D. Schulz, mehr Mühe als nötig, da er im Fünfmeterraum stark behindert worden war. Neben einem Schlossparkkicker war es insbesondere Verdens Lukas Muszong, der es Schulz unmöglich machte, die Pille zu fangen. Also blieb es bei einer Faustabwehr, natürlich genau vor die Füße eines FC-Angreifers. Kevin Brandes ließ es mit links aus ca. 16 m auch richtig krachen, allerdings nur gegen die Unterkante der Latte. Etliche Verdener reklamierten Tor, aber der Linienrichter hatte es anders gesehen, weiter ging's!

Dass es bis zur Pause nicht torlos blieb, hatten wir uns selbst zuzuschreiben. Die 3. Minute der Nachspielzeit von Halbzeit eins war so gut wie vorbei, als einem unserer Stürmer ein von außen wirklich ziemlich blöd aussehender Ballverlust unterlaufen sollte. Wieder waren Dennis Hoins und Kevin Brandes vorentscheidend beteiligt.  Hoins passte in den Strafraum auf Brandes, dessen aufsetzenden Flachschuss unser Schulz gerade noch mit einer Hand abwehren konnte, doch gegen den Abstauber von Bastian Reiners, der die Pille handlungsschnell über die Linie grätschte, war er machtlos. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff war die 1-zu-0-Führung natürlich eine ganz bittere Pille für unsere Schlossparkkicker.

Aber aufgeben war natürlich keine Option und so waren unsere Jungs nach dem Wiederanpfiff sichtlich um den Ausgleich bemüht. Schon in der 49. hätte Leon Krämer seinen Fauxpas, der zum Gegentor geführt hatte, wettmachen können, doch von Patrick Ehrhardt am Fünfmeterraum angespielt, kam er nicht frei zum Abschluss. Vier Minuten später war Jarno Blicker nach einem weiten Bähr-Einwurf und einigem Hin und Her im 16er zwar zum Schuss gekommen, aber mehr als eine Ecke sprang dabei nicht heraus. In der 54. war es erneut Kevin Bähr, der per Einwurf für Gefahr sorgte. Seine Einwürfe sind momentan meist gefährlicher als unsere merkwürdigen Eckball-Variationen, jedenfalls kam dieser hier sehr schön im 5er auf Daniel Janssen, der zum Kopfball hochstieg und die Kugel als Aufsetzer aufs Tor brachte. Mit dem Ball hatte Jascha Tiemann, der zwischen den Pfosten des FC stand, doch einige Mühe. Direkt im Anschluss gab's erneut einen Einwurf von Kevin und auch der führte in letzter Konsequenz zu einer erfolgversprechenden Möglichkeit durch Krämer. Leon, dem der Ball in zentraler Position über Janssen und Blicker zugespielt worden war, ließ sich selbst von drei Gegenspielern nicht am Abschluss hindern, doch sein Versuch geriet deutlich zu hoch und landete im Toraus. Vielleicht 3 min später hatte Timon Wolff die nächste Gelegenheit, hier nochmal alles auf Anfang zu stellen, aber bei seinem Schuss aus ziemlich spitzem Winkel von halbrechts fehlte ihm das Glück, links vorbei. Für mich bleibt festzuhalten, dass wir in dieser Phase des Spiels den Ausgleich wirklich verdient gehabt hätten, stattdessen kam es wie so oft: Wenn du nicht triffst, treffen die anderen! So ab der 65. merkte man aber auch, dass unser Schwung etwas nachließ und die Angriffe unkonzentrierter wirkten und kaum noch sauber zu Ende gespielt wurden. Häufiger gab es "No-Look-Pässe" in den völlig leeren Raum ...

Der Gegner wusste dies zu nutzen und kam selbst wieder besser ins Spiel. Schließlich brachte in der 80. ein Vorstoß von Reiners über die linke Seite die Vorentscheidung. "Basti" konnte nicht am Flanken gehindert werden und so landete das Spielgerät bei dem zuvor eingewechselten Thomas Celik, der Zeit genug hatte, den Ball anzunehmen, um ihn dann aus ca. 5 m über die Linie zu grätschen. Eigentlich hätte es niemanden verwundert, wenn jetzt die Köpfe auf unserer Seite runter gegangen wären. Aber davon konnte keine Rede sein. In den Schlussminuten gab es einen offenen Schlagabtausch und den Schlossparkkickern gelang sogar noch der Anschlusstreffer. Ein Freistoß zu Jarno Blicker auf rechts wurde von diesem vors Gehäuse geschlagen und dann von Hauke Wortmann per Kopf nach links außen verlängert. Hier stand Maximilian Jäger, der erst wenige Minuten zuvor eingewechselt worden war, goldrichtig und erzielte das 2:1. Aber damit war auch schon die 4. Minute der Nachspielzeit erreicht und folglich ließ der Schlusspfiff nicht mehr lange auf sich warten.

Verden konnte das Derby mit dem Glück des Tüchtigen für sich entscheiden, aber andersrum wäre es genauso gut möglich gewesen.