Ein Sieg des Willens, gepaart mit einer Prise Glück!

Man müsste schon eine stark blau-weiß-gefärbte Brille tragen, wollte man behaupten, wir wären über das gesamte Spiel betrachtet das bessere Team gewesen. Nach meinem Dafürhalten war es ein mit harten Bandagen geführter Kampf zweier insgesamt gleichwertiger Kontrahenten, bei dem - speziell im zweiten Durchgang - die spielerische Linie durch die auch von der Gästebank hereingetragene Hektik und Stimmungsmache weitgehend verloren ging. Mehr als einmal kam es zu unschönen Szenen und mit Beginn der Nachspielzeit sogar zur Rudelbildung. Es dauerte einige Zeit, bis der Schiedsrichter und einige besonnene Akteure die Heißsporne zur Räson gebracht hatten. So was braucht kein Mensch!

In der Anfangsphase war Neetze zwar nicht überlegen, hatte aber die ersten erwähnenswerten Möglichkeiten. Schon in der 7. war bei einem Pass von Philip-Oliver Gruhn auf den langen Pfosten Gefahr im Verzug, doch unser Keeper, Joel David Schulz, hatte aufgepasst und konnte so den Ball vor dem einlaufenden Marco Schuhmann aufnehmen. Nur 3 Umdrehungen des Minutenzeigers später durfte Schulz sich erneut gegen Schuhmann auszeichnen. Neetzes Nr. 26 hatte ihn mit einem Freistoß aus ca. 22 m links oben in den Winkel zu einer publikumswirksamen Flugparade gezwungen. Doch dann das erste echte Ausrufezeichen unsererseits. Kevin Bähr hatte die Pille mustergültig Leon N. Krämer in den Lauf gespielt, der startete ein kurzes Solo über halblinks, kam auch zum Abschluss, doch unabhängig davon, ob es zu einem Treffer gereicht hätte, wurde die Pille von Philipp-Marvin Borges (?) kurz vor der Linie weggeschlagen (11.). Zwei Minuten später hatte Christopher Petzold infolge eines Freistoßes unsere Führung auf dem Kopf, doch das Spielgerät flog deutlich über die Latte ins Toraus. Jetzt waren wieder die Gäste dran. Zunächst scheiterte Schumann mit einem Schuss aus recht spitzem Winkel an Scholz, der die Kugel aber nur nach vorne abprallen lassen konnte, Neetzes Kathmann genau vor die Füße! Dass Scholz auch dessen Abstaubeversuch zunichte machen konnte, war schon großes Kino! Und turbulent ging es weiter. Im direkten Gegenzug kam Timon Wolff frei vor Kenneth Pagels, dem Torhüter des TuS, aus ca. 12 m zum Schuss, Pagels lag auch schon geschlagen am Boden, aber direkt vor der Linie stand das Bein eines Abwehrspielers wohl eher zufällig dem schon sicher geglaubten Torerfolg im Wege. Ein weiterer viel versprechender Wolff-Abschluss nach Zuspiel Nico Meyer war etwas zu hoch angesetzt und verfehlte daher das Ziel (23.). Direkt danach war Nils Koehle als ballführender Spieler von zwei Gegnern bedrängt im Strafraum zu Fall gekommen, die Pfeife des Referees war allerdings stumm geblieben. Auch in der 28. Minute wollte noch kein Tor fallen. Koehle hatte im Strafraum aus halbrechter Position abgezogen, das Gehäuse aber knapp verfehlt, links vorbei. Auf der anderen Seite hatte nur 4 Minuten später unser Keeper einen Volleyschuss aus ca. 13 m ohne Mühe aus der Luft gepflückt und allmählich wurde es auch Zeit für den Treffer des Tages. Kevin Bähr war über links bis fast zur Grundlinie durchgestartet und hatte den Ball zurück auf Leon N. Krämer gelegt, der nun versuchte, sich im Strafraum durchzusetzen. Im Zweikampf mit Neetzes Nr. 18, Linus F. Büchler, ging Leon zu Boden. Sofort zeigte der gut postierte Schiedsrichter auf den Punkt, Strafstoß! Jarno Blicker übernahm die Verantwortung und verwandelte platziert zum umjubelten 1:0 (33.).

Also ganz schön Betrieb auf dem Rasen des Schlossparkstadions! Und nicht nur die Platzherren spielten weiter auf Sieg. In der 37. hatten wir Glück nach einer Gruhn-Ecke. Die Kugel kam hoch vors Tor und wurde von Büchler mit Schmackes aufs Tor geköpft, klatschte aber nur gegen den Pfosten. Im direkten Gegenzug schaffte es Leon N. Krämer zwar bis vors Gästegehäuse, dort schien ihm aber die Puste ausgegangen zu sein, denn der Abschluss kam zu spät und war weder hart noch platziert genug, um den TuS-Keeper in Bedrängnis bringen zu können. Kurz vor dem Halbzeitpfiff verhinderte Christopher Petzold den möglichen Ausgleich der Gäste, indem er einen aus vielleicht 12 m von halblinks aufs Tor gechippten Ball aus der Gefahrenzone köpfte. Scholz wäre aber wohl auch noch da gewesen.

Damit endete eine abwechslungsreiche und engagiert geführte 1. Hälfte, mit der auch die Zuschauer zufrieden gewesen sein dürften.

Über die 2. Halbzeit möchte ich nicht viele Worte verlieren. Wir kamen erkennbar unkonzentriert aus der Kabine und benötigten ca. 10 Minuten, um wieder einigermaßen in die Spur zu finden. Natürlich versuchten die Gäste, irgendwie zum Ausgleich zu kommen, aber auch unsere Schwächephase konnte Neetze nicht nutzen. Als sich unsere Jungs wieder gefangen hatten, erarbeiteten sie sich selbst durchaus die ein oder andere Gelegenheit, so z.B. Christopher Petzold, der nach Blicker-Freistoß mit seinem Kopfball nur denkbar knapp am Torwart gescheitert war (58), oder aber Blicker mit einem fulminanten Volleyschuss nach Ecke aus vielleicht 25 m, der aber das Tor knapp links verfehlt hatte (73.). Natürlich mussten die Gäste nun die Schlagzahl erhöhen und tauchten ihrerseits häufiger in und vor unserem Strafraum auf, allerdings waren wirklich gefährliche Aktionen Mangelware. Nachdem ein Abschluss Neetzes in der 88. am langen Pfosten vorbei im Aus gelandet war, wirkten deren Angriffe zusehends verzweifelter. Unsere Konter waren nicht ungefährlicher. Erst ab der 6. Minute der Nachspielzeit mussten wir ernsthaft zittern. Nach einem Einwurf bekamen wir den Ball nicht geklärt und es begann ein übles Gestocher im Fünfmeterraum, welches glücklicherweise nicht mit einem Tor, sondern nur mit einem Eckball endete. Nachdem auch dieser schadlos überstanden war, hatte der Schiri endlich ein Einsehen und beendete nach einer zehnminütigen Nachspielzeit diese aufregende Begegnung.

Wie sehr sich unsere Jungs über diesen hart erkämpften Sieg gefreut haben, war nach dem Spiel deutlich zu sehen und zu hören. devil